Bd. 66 Nr. 3 (2024): atp magazin 3/2024

atp magazin 3/2024

Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass Immanuel Kant in diesem Jahr seinen 300. Geburtstag gefeiert hätte, haben wir ihn auf dem Cover des atp magazins 3/2024 abgebildet. Der berühmteste Philosoph der Aufklärung hat mit dem Kategorischen Imperativ etwas ersonnen, was noch heute Gültigkeit hat.

Und das nicht nur in Bezug auf unsere „menschliche“ Gesellschaft. Auch im Hinblick auf unsere Zusammenarbeit mit smarten Maschinen bleibt der Kategorische Imperativ absolut relevant. Denn durch aktuelle Methoden der Künstlichen Intelligenz sind moderne Geräte und Systeme nicht mehr nur in der Lage, Daten zu generieren, analysieren und abzulegen. Vielmehr greifen sie inzwischen aktiv in die Anlagensteuerung ein und erschließen ohne unser Zutun neue Optimierungspotenziale.

Schon seit einiger Zeit werden daher Stimmen lauter, die verpflichtende Normen und Werte für KI fordern. Und schon sind wir wieder beim Kategorischen Imperativ. Müssen wir auch Maschinen Moral einpflanzen? Und wenn ja, wie geht das, wo sich doch die Normen und Werte von uns Menschen regional stark unterscheiden?

Wir maßen uns nicht an, diese Fragen auf den folgenden Seiten umfassend zu beantworten. Vielmehr wollen wir die Tür ein Stück weit aufstoßen und Sie, liebe Leserinnen und Leser, zum Selbstdenken animieren. Wie wollen Sie KI in Zukunft veranwortungsvoll nutzen?

Das atp magazin 3/2024 liefert Ihnen für die Beantwortung dieser Frage Hilfestellung. Es zeigt dabei eindrucksvoll, wie vor allem generative KI die Industrie verändern wird und was heute schon konkret möglich ist.

Die Interview-Highlights

„KI ist eine komplementäre Technologie“
Das Potenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) ist auch für die Prozessindustrie riesengroß und wächst kontinuierlich weiter. Dennoch ist KI nicht das Allheilmittel, für das sie immer noch oft gehalten wird, sondern entfaltet erst in Kombination mit bestehenden Technologien ihre Kraft. Welche realistischen Potenziale KI hat und wieso jetzt auch eine riesige Kommunikationsaufgabe auf die Branche zukommt, erklärt Dr. Kai Dadhe, Head of IT Product Line Smart Production bei Evonik, im Interview.

„Generative KI kann die Produktivität signifikant erhöhen“
Seit inzwischen mehr als einem Jahr ist die generative KI ChatGPT von OpenAI öffentlich zugänglich. Inzwischen setzen auch erste industrielle Lösungen auf das KI-Tool. Mit TwinCAT Chat hat Beckhoff erstmals vorgestellt, wie KI das Engineering unterstützen kann. Im Interview erklärt Jannis Doppmeier, Produktmanager TwinCAT, was TwinCAT Chat kann und wie viel KI wirklich in der Lösung steckt.

„Menschen müssen ihre Fähigkeit zum Selbstdenken kultivieren“
Inzwischen wird KI nicht mehr nur in der Freizeit für mehr oder weniger wichtige Fragen genutzt, sondern auch industriell eingesetzt, um z. B. in Sekundenschnelle Programmcode zu generieren. Doch sollten wir das überhaupt tun? Verlieren wir dabei nicht unsere Fähigkeit, selbst zu denken? Im atp-Interview stellen wir Künstliche Intelligenz dem Kategorischem Imperativ gegenüber und fragen ChatGPT, wie ein moralischer Einsatz von KI aussehen könnte. Ring frei für den Kampf KI vs. KI.

Die peer-reviewten Hauptbeiträge

Elektroaktive Polymere und Formgedächtnislegierungen
In diesem Beitrag erklären die Autoren die Funktionsweise von Aktoren aus intelligenten Materialien. Elektroaktive Polymere und Formgedächtnislegierungen sind zwei Vertreter dieser Gruppe. Aufbauend auf dem Materialverhalten werden Konzepte für kompakte Greifer und smarte Ventile vorgestellt.

ISO 27000 oder IEC 62443
In der OT-Security mangelt es nicht an Normen und Empfehlungen. Oft ist dadurch nicht klar, welche Ansätze ein Anlagenbetreiber verfolgen soll. In diesem Beitrag werden die beiden wichtigen Normenreihen ISO 27000 und IEC62443 erklärt und gegenübergestellt. Die Autoren zeigen, dass es bei der Anwendung nicht um ein entweder oder, sondern um eine sinnvolle Kombination der beiden geht.

Plant operator support using industrial artificial intelligence
Die Bedienung und Führung komplexer Anlagen benötigt umfangreiche Prozesskenntnisse und viel Erfahrung. Beides liegt nicht immer im erforderlichen Umfang vor. Daten- und wissensbasierte Methoden der  Künstlichen Intelligenz können den Menschen hier erfolgreich unterstützen. Lesen Sie, wie das am Beispiel einer Ölplattform von der Erkennung von Problemen über deren Analyse bis zur Lösung umgesetzt  wurde.

Interoperable communication for autonomous mobile robots
Autonome mobile Roboter finden zunehmend den Weg in die Anwendung. Aufgaben z. B. in der Logistik lassen sich dabei von Teams verschiedener Roboter mit spezifischen Fähigkeiten oft effizienter lösen als  von einem Allround-Talent. Hierzu müssen sich die einzelnen Roboter jedoch untereinander abstimmen. Der Beitrag diskutiert die rechtlichen und die technischen Rahmenbedingungen der nötigen Kommunikation und schlägt eine entsprechende Kommunikationsarchitektur vor.

Veröffentlicht: 13.03.2024

Hauptbeitrag / Peer-Review