Bd. 62 Nr. 4 (2020): atp magazin 4/2020

atp magazin 4/2020

Wie kaum eine Branche stellt die Konversion von Operational Technology (OT) und Information Technology (IT) die produzierende Industrie vor enorme Herausforderungen. Gepaart mit der zunehmenden Verschmelzung der Safety und Security, die erst durch die Digitalisierung so richtig Fahrt aufgenommen hat, stehen besonders die Prozess- und Verfahrenstechnik sowie die diskrete Fertigung vor auf den ersten Blick unüberwindbaren Hürden.

OT und IT. Shop Floor und Top Floor. Safety und Security. Die Zweiteilung der modernen Produktionswelt lässt sich, wie Dr. Alexander Horch es im Editorial beschreibt, ideal mit Yin und Yang, den beiden einander entgegengesetzten und dennoch aufeinander bezogenen dualen Kräften, beschreiben. Yin und Yang treffen den Kern des Problems, denn sie stellen sowohl Safety und Security als auch OT und IT nicht als unvereinbare Gegensätze, sondern als sich bedingende Strömungen dar. Nur in perfekter Balance ergibt sich ein in sich geschlossener Kreis, in dem beide Kräfte nicht mehr voneinander zu trennen sind.

In der industriellen Praxis hingegen ist davon allem Anschein nach wenig zu erkennen. OT und IT stehen sich vielerorts als konkurrierende Fronten gegenüber und auch in der Safety und Security sind Grabenkämpfe an der Tagesordnung.

Das atp magazin 4/2020 setzt genau an dieser Stelle an und zeigt, wie die Symbiose von Safety und Security, aber auch OT und IT, gelingen kann und wie der Weg der produzierenden Industrie zum Gleichgewicht zwischen Yin und Yang aussieht.

Das Interview-Highlight:

"Wir müssen doppelt so schnell werden" (Prof. Dr.-Ing. Joachim Birk, Dr. Thomas Hauff, BASF)
Mit dem Module Type Package (MTP) und der NAMUR Open Architecture (NOA) drängen zwei Technologien in die Prozess- und Verfahrenstechnik, die für die Branche tiefgreifende Veränderungen versprechen. Wie sich die Anwender von Automatisierungstechnik jetzt vorbereiten müssen, erklären Dr.-Ing. Thomas Hauff,
Principal Expert Automation Systems bei der BASF, und Prof. Dr.-Ing. Joachim Birk, Vice President, Executive Expert of Automation Technology bei BASF, im atp- Interview, das aufgrund der Corona-Pandemie nur telefonisch stattfinden konnte.

Die peer-reviewten Hauptbeiträge:

Bestandsanlagen in der smarten Produktion
Ohne Einbindung von Bestandsanlagen wird Industrie 4.0 in Deutschland nicht fliegen. An einem konkreten Beispiel, einer Tauchlackierung, beschreiben die Autoren praxisnah die nötigen Schritte: Einbringung zusätzlicher Sensorik, Messwerterfassung über HMI, Vernetzung und Nutzung des Bedienerwissens. Zu guter Letzt werden die erzielten Erfolge für die Anlage beschrieben.

OPC UA Server Aggregation
Um mit allen Modulen einer Anlage in OPC UA kommunizieren zu können, empfiehlt sich der Einsatz eines Aggregating Servers. Hier können die Daten aller Module, egal ob über
OPC UA oder OPC DA angeschlossen, gesammelt werden. Verschiedene Namensräume können zusammengeführt werden und eine dezentrale Datenverarbeitung kann erfolgen.

DIN SPEC 92000 als Enabler für Plug-and-Produce
Plug-and-Produce von Feldgeräten funktioniert nur, wenn die Anforderungen an eine PLT-Stelle („Rolle“)
automatisch mit den Möglichkeiten und Parametern des Geräts abgeglichen werden können. Dies erfordert
eine gemeinsame Sprache für alle Eigenschaften. DIN SPEC 92000 definiert diese Sprache sowie Informationsmodelle und Dienste.

Safety-Analyse für Securitygeschützte Kommunikation
Funktionale Sicherheit erfordert fehlersichere Kommunikation und überwacht auf Datenintegrität, Authentizität und Rechtzeitigkeit. Sie bietet aber keinen Schutz vor gezielten Angriffen. Dieser kann durch z. B. durch zusätzliche Verschlüsselung und Prüfsummen erreicht werden. Der Beitrag untersucht, wie sich diese Ergänzungen auf die Sicherheitskenngrößen auswirken und wie diese Effekte minimiert werden können.

Veröffentlicht: 22.04.2020