Bd. 66 Nr. 11-12 (2024): atp magazin

atp magazin 11-12/2024

Liebe NAMUR, herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag! Seit einem Dreivierteljahrhundert vertritt sie die Interessen der Automatisierungstechnik in der Prozessindustrie und hat sich im Laufe der Jahre zu einem international anerkannten Industrieverband entwickelt. Das hatten die Gründerväter und ersten Vorstände Berthold Sturm, Josef Hengstenberg und Otto Winkler am 3. November 1949 sicherlich gehofft, als sie sich in Ludwigshafen zur Gründung der NAMUR trafen.

In unserem großen Special zum Jubiläum der Interessengemeinschaft im atp magazin 11-12/2024 tauchen wir pünktlich zur NAMUR-Hauptsitzung 2024 tief ein in die Geschichte der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie und nehmen Sie mit auf eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert. Viele Weggefährten der NAMUR haben uns außerdem Grußworte und Gratulationen zukommen lassen, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. In diesem Sinne: NAMUR mon amour!

Die Interview-Highlights:

„Modularisierung ist mehr als Plug-and-Produce“
Im September gaben Merck und Siemens ihre strategische Partnerschaft bekannt, in Zukunft wollen die beiden Unternehmen die digitale Transformation der Prozessindustrie gemeinsam vorantreiben.  Wie genau sie das tun wollen, welche Ziele die Kooperation verfolgt und warum dabei die Modularisierung und das Module Type Package (MTP) entscheidend sind, erklären Rebecca  Vangenechten, Head of Automation and Engineering Systems bei Siemens Process Automation, und Michelangelo Canzoneri, Global Head of Group Smart Manufacturing bei Merck, im Interview.

„Das MTP ist keine Zukunftsmusik mehr“
Die Industrie in Deutschland sieht sich derzeit mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert – dazu zählt auch der anhaltende Fachkräftemangel. Dabei könnten Digitalisierung und Automatisierung helfen, einige Lücken zu schließen und die Auswirkungen zu mildern. Doch dazu braucht es  Standardisierung und eine disziplinübergreifende Zusammenarbeit, wie Frank Hägele, Sales Director und Prokurist bei COPA-DATA Deutschland, im Interview erklärt.

Die peer-reviewten Hauptbeiträge:

Integration von Künstlicher Intelligenz in die
Produktion: Vom Konzept zur Realisierung (Teil 2)
„Wie kommt die KI konkret in die Produktion?“
In der vergangenen Ausgabe wurde ein Leitfaden für die Entwicklung und Dokumentation von KI-Anwendungen in der Automatisierungstechnik vorgestellt. In dem nun vorliegenden zweiten Teil des Beitrags wird gezeigt, wie dieser Leitfaden praktisch eingesetzt werden kann. Dazu dienen zwei konkrete Beispiele aus der Produktion: die optischen Qualitätsüberwachung von industriellen Bauteilen unter Verwendung von Convolutional Neural Networks (CNN) und die Zustandsüberwachung einer industriellen Fertigungsanlage unter Verwendung eines Feed Forward Neuronal Networks (FNN). Die Beispiele dienen als Hilfe zur Entwicklung eigener KI-Anwendungen in der Praxis.

Systems Engineering in der Entwicklung (Teil 2)
„Was bringen digitale Zwillinge in der Praxis?“
Digitale Zwillinge sind ein wichtiger Baustein in der digitalen Transformation industrieller Unternehmen. Dieser zweiteilige Beitrag beleuchtete im ersten Teil die Grundlagen und die Nutzung von Methoden des (modell-basierten) Systems Engineerings für die Erarbeitung eines lebenszyklusübergreifenden Systemmodells, das die Informationsgrundlage für verschiedenste Digitale Zwillinge darstellt. Der vorliegende zweite Teil des Beitrags widmet sich der Anwendung und den Mehrwerten von Digitalen Zwillingen am Beispiel der Batterieindustrie. Anhand des beschriebenen Beispiels wird deutlich, welche verschiedenen Zwecke digitale Produktzwillinge erfüllen können und wie sie den Entwicklungsprozess beschleunigen.

Industrial Control as a Service
„Kann „As-a-Service“ in der Automatisierung funktionieren?“
Die Nutzung von Software über die Cloud, Software-as-a-Service (SaaS), ist ein Ansatz, der in der IT bereits weite Verbreitung gefunden hat. In Office-Anwendungen gilt die Nutzung von SaaS als etabliert und unkritisch. In der OT, also im industriellen Umfeld, Industrial-Control-as-a-Service (ICaaS), besteht hier noch Erklärungs- und Nachholbedarf. In diesem Artikel wird zunächst das Konzept erklärt und eine mögliche Architektur vorgeschlagen. An einem realen Beispiel werden dann mehrere Anwendungsfälle für verschiedene ICaaS-Aspekte vorgestellt und diskutiert. Der Beitrag zeigt auch die derzeitigen Grenzen des Konzepts, insbesondere aufgrund hoher Latenzzeiten, im industriellen Umfeld auf.

Engineering in der Prozessindustrie mit der Verwaltungsschale (Teil 2)
„Wie kommen wir zum VWS-basierten Engineering?“
Mit der Verwaltungsschale (VWS) erreicht die Automatisierungstechnik ein neues Level der  gemeinsamen, lebenszyklusübergreifenden Nutzung von Daten über Anlagen und Produkte. Im ersten Teil des Beitrags in Ausgabe 6-7/2024 wurde die durchaus revolutionäre Vision eines zukünftigen Engineerings basierend auf vollständig standardisierten Daten über die ausschließliche Nutzung der VWS über Apps in der Cloud präsentiert. Der nun vorliegende zweite Teil untersucht die Umsetzbarkeit dieser Vision und zeigt mögliche Probleme im heutigen Stand der Technik, aber auch der nötigen Akzeptanz auf. Darauf aufbauend wird ein evolutionärer Ansatz zum Erreichen der Zielvision vorgestellt. Wesentliche Elemente dieser Evolution sind gemischte, auch proprietäre Datenmodelle und Datenhaltung sowie die schrittweise Einführung softwaregestützter Interoperabilitätsfunktionen für einen effizienten Datenaustausch.

Veröffentlicht: 19.11.2024

Hauptbeitrag / Peer-Review